Der Zweite Weltkrieg begann mit dem deutschen Angriff auf Polen am 1. September 1939. Zwei Jahre später überfiel das nationalsozialistische Regime auch die Sowjetunion; der Feldzug trug den Decknamen „Unternehmen Barbarossa“. Im gleichen Jahr wurde Willy Sievers zum Kriegsdienst einberufen und dem Nachrichtengefechtsstab der Heeresgruppe Nord/Heeresgruppe Kurland zugeteilt. Seine später auf der Grundlage von Tagebuchnotizen niedergeschriebenen Schilderungen, die hier zum ersten Mal veröffentlicht werden, gehen weit über gängige Kriegsberichte hinaus. Sie zeigen den Alltag hinter der Front ebenso wie die Grausamkeiten eines Krieges, an dessen Sinn viele nicht-nationalsozialistische Soldaten zwar längst zweifeln, dessen unbarmherzigen Regeln sie aber bis zum Ende unterworfen bleiben. Allem Elend zum Trotz sieht der Verfasser sich rückblickend von einer höheren Macht beschützt, die scheinbare Zufälle wie zu einer „Engelkette“ aneinanderfügt. – Willy Sievers (eigentlich: Willy H. Jagsch; 1913–1987) aus dem schlesischen Reichenbach ist grafischer und technischer Zeichner, als er 1941 zur Wehrmacht einberufen und im Russlandfeldzug in einem Nachrichten-Gefechtsstab eingesetzt wird. Im Oktober 1944 verliert er durch eine Mine ein Bein; nach der Amputation wird er von einem Lazarett ins nächste verlegt, flieht per Schiff nach Danzig und mit der Bahn nach Dresden, bis ihm 1946 schließlich die Flucht in den Westen gelingt. Der schlesische Grafiker fand anschließend im Münsterland eine neue Heimat.