Wien zur Zeit der Oktober-Aufstände von 1848: Eine adlige Familie hat sich in ihre Villa zurückgezogen, pflegt ungerührt ihren althergebrachten Lebensstil und nimmt die Unruhen in den Straßen kurzerhand nicht zur Kenntnis. Nur Benigne, die junge Baronesse, empfindet das eigene, auf kultivierte Konversation gegründete Leben als bedrückend und nahezu gespenstisch und ahnt zumindest, daß auf den brennenden Barrikaden eine neue und ihr fremde Welt entsteht. Da stört unversehens ein Stück Wirklichkeit die vornehme Abgeschiedenheit: Ein bei den Kämpfen verwundeter Student hat auf dem Anwesen Zuflucht gesucht. Die Gegenwart des jungen Mannes verwirrt nicht nur Benigne, sondern bringt die gesamte Ordnung des Hauses vorübergehend ins Wanken. – Keyserlings letztes Bühnenstück wurde 1905 uraufgeführt. Der damals auch als Dramatiker geschätzte Autor projiziert die Endzeit-Stimmung in der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie in die unruhigen Tage des Revolutionsjahres 1848. Abgelebte Traditionen und modernes Gedankengut prallen hier in einem Kammerspiel aufeinander, das schon unübersehbar auf Keyserlings Romane und Erzählungen aus der baltischen Adelswelt vorausweist.