„Wien ist das Tor zum Osten“, sagt der Gründer der Piefke-Connection Jockel Weichert über seine Wahlheimat. „Wien ist die letzte Hauptstadt Jugoslawiens“, behauptet der Germanist Nedad Memic, der seine Heimatstadt Sarajevo nach dem Bosnienkrieg verließ. In Wien ist der frühere Polizeihundeführer und Musikmanager Peter Steinbach zu Hause, der heute den Wiener Blue(s) auch in der Gaunersprache Rotwelsch singt. Aus der Donaustadt stammt Tätowierer Helmut Zeiner alias Slim Heli, der Top-Fußballern wie Nationalspieler Arnautovic unter die Haut gegangen ist. „Wien hat lauter Wahrzeichen und jeder Wiener fühlt sich als solches“, befand der scharfzüngige Beobachter Karl Kraus einst. Aber wer ist eigentlich Wiener? In Österreichs Hauptstadt leben Menschen aus fast 200 Nationen. Die Zugezogenen haben sich als Sediment der Donaumonarchie, der Öffnung des Eisernen Vorhangs, der Balkankriege und der globalen Migrationswellen in der Stadt an der Donau abgesetzt. Zu den Top-100 der häufigsten Nachnamen gehören Wagner und Baumgartner, auf dem Klingelschild stehen aber auch Jovanovic, Swoboda, Novak, Varga und Yilmaz, die die Stadt längst adoptiert hat. „Wien ist meine Heimat“, urteilt die gebürtige Bulgarin und (Lebens-) Künstlerin Adriana Galabova knapp. Radiojournalist Stephan Ozsváth kam selbst von der Spree an die Donau. Seinen Wien-Podcast taufte er selbstironisch Tschuschenaquarium – nach einem Wiener Schmähwort für Schwimmbäder mit hohem Migrantenanteil. Regelmäßig geht der Journalist auf Tauchgang zu Wiener Typen. Die Lebensgeschichten der Portraitierten fügen sich zu einem bunten Hörbild der Stadt Wien zusammen: Seine Liebeserklärung an seine Wahlheimat. Erstmals wickelt der Audionaut seinen Fang auch in Buchseiten. Als Gustostückerl sind die Wiener Typen per im Buch veröffentlichtem QR-Code auch zu hören.