In ihrem zweiten Roman lässt Sigrid Katharina Eismann das dramatische Schicksal wiederaufleben, das 27 Hotzenfamilien aus dem Südschwarzwald im Jahr 1755 mit ihrer Deportation ereilte. Die Freibauern lehnten sich gegen die Unterdrückung durch Kirche und die Krone auf. Inspiriert vom Salpeterer-Hans, einem Salpeter-Sieder und Kopf der Bewegung, wurde „Salpetern“ zum Synonym für Widerstand gegen Machtmissbrauch im Hotzenwald.
Damit Ruh‘ ist im Wald, wurden die Anführer samt Familien donauabwärts ins Banat verbannt, einem der entlegensten Zipfel der k.u.k.-Monarchie. Maria Theresia persönlich hatte die Wasserschübe der „Brandgefährlichen“ auf der Donau in die unwirtliche und menschenleere Gegend um Temeswar befohlen. Die Deportierten wurden eine Minderheit in der Minderheit.
In ihrer unnachahmlichen Art verwebt Eismann, selbst eine Nachfahrin der „unruhigen Salpeterer“, die historischen Ereignisse mit jüngst vergangenen und gegenwärtigen Episoden. Auch in der Biografie der Ich-Erzählerin, die das heutige Temeswar im Wandel erkundet, finden sich Parallelen zur Hotzengeschichte. Sie übergab als Jugendliche, wie einst der Salpeterer-Hans, der Obrigkeit in Temeswar einen Brief, um den bedrückenden Lebensumständen zu entkommen. Ging es den Salpeterern um den Erhalt des ererbten Rechts als Freibauern im Hotzenwald, versuchte die Nachfahrin die Ausreise in den Westen für sich und ihre Familie zu erwirken.
Autorin: Sigrid Katharina Eismann, geb. 1964 in Temeswar (Rumänien) ist Autorin, Künstlerin und Übersetzerin. Nach dem Besuch des Nikolaus-Lenau-Lyzeums emigrierte sie 1981 mit ihrer Familie nach Westdeutschland. 2017 erschien ihr Lyrikband „Reise durch die Heimat – von Offenbach nach Temeswar“ (Größenwahn Verlag), 2020 debütierte sie bei danube books mit ihrem viel beachteten Roman „Das Paprikaraumschiff“. In der Lyrikreihe edition textfluss folgte 2022 der Band „Dschangakinder“.
Sigrid Katharina Eismann lebt in der Rhein-Main-Region und ist dort in der Kulturszene vielfältig aktiv.