Demnächst, in einem Altenpflegeheim: Der betagte Komponist Möhring muß sich wie alle Älteren der Beurteilung duch ein Expertengremium unterwerfen, da die Finanzierung einer lebenserhaltenden Pflege nur denjenigen zugestanden wird, die der Gesellschaft noch von einem gewissen Nutzen sind. Damit jedoch alle Aspekte berücksichtigt werden, soll auch ein junger Soziologe den Fall begutachten. Um Zeit für die Fertigstellung seines Oratoriums zu gewinnen, greift Möhring zu einer List: Gegenüber dem Soziologen Quant distanziert er sich scheinbar von seiner Musik und präsentiert stattdessen ein „Manifest zur Abschaffung der Alten“. Tatsächlich nimmt Quant die Schrift ernst und erkennt in ihr eine neue „Theorie der absoluten Gerechtigkeit“. Wie erwartet plädiert er deshalb dafür, Möhring als Vordenker einer zukunftsweisenden Praxis aus dem Zuständigkeitsbereich des – wenig kompetenten – Musiker-Gremiums zu befreien und unbedingt am Leben zu erhalten. Doch Quants Gegner geben sich nicht geschlagen, und während ausgerechnet der Soziologe zusehends der Faszination Möhring’scher Musik erliegt, wird der Komponist auf eine folgenschwere Probe gestellt. Englings Stück, schon 1976 in einer szenischen Lesung am Bochumer Schauspielhaus aufgeführt, hat nach dreißig Jahren an Aktualität eher noch gewonnen. Der Nimbus des Künstlertums mag inzwischen ein wenig verblaßt sein, doch die Konturen einer inhumanen Gesellschaft, die den Sinn lebensverlängernder Maßnahmen nur noch unter ökonomischen Gesichtspunkten diskutiert, zeichnet sich in der politischen Debatte von heute stärker ab als in den siebziger Jahren. Ein düsteres Kammerspiel, in dem einzig in der Musik noch die Idee einer menschlichen Welt aufscheint – und der Versuch, einer beängstigenden Zukunftsvision mit einer Mischung aus Tragödie und grotesker Komödie beizukommen.