Max Frisch schreibt einmal, dass das Unsagbare bestenfalls als Spannung zwischen Aussagen erscheine. Dieser Spannung, verstanden als Lücke, Abgrund und Brücke zwischen Möglichkeit und Wirklichkeit, nimmt sich die Berliner Schriftstellerin Renate Gutzmer in ihrer neuen Sammlung von Kurzprosa und Lyrik an. Sie macht diese Spannung erkennbar zwischen Erinnern und Vergessen, Mensch und Natur, Illusion und Wirklichkeit, Reden und Schweigen. Ist das Erinnerte nicht geprägt von der Gegenwart, die wiederum von ihm beeinflusst wird? Wie fühlt sich das Andere der Natur an, wie bricht sich der Trieb Bahn? Werden wir jemals in der Lage sein, die Grenze zwischen Illusion und Wirklichkeit zu erfassen und auszuhalten, bevor wir zu einem Trugbild Zuflucht nehmen? Was füllt die Lücke zwischen beredtem Schweigen und leerem Gerede? In diesen Zwischenräumen erst entsteht Sprache, wachsen Bilder und Metaphern des Übergangs und der Simultanität verschiedener Realitätsebenen.